Messe von Otto Nicolai (1810-1849) mit Kantorei St. Georg am Ostersonntag
(Gerd Stricker) Die Kantorei St. Georg bietet in der Ostermesse am 5. April um 10.30 Uhr in der Katholischen Kirche Küsnacht wieder etwas Besonderes: die Messe in D-Dur von Otto Nicolai (1810-1849), von dem im allgemeinen nur seine Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ bekannt ist (Uraufführung 1849 in Berlin) Seine italienischen Opern, drei Symphonien und vier Orchesterwerke, Chorwerke und seine zahlreichen Lieder werden nur selten aufgeführt – das gilt auch für seine 15 geistlichen Werke (wie die Messe in D-Dur). In Wien wird Nicolai bis heute verehrt, weil auf ihn die Anfänge der „Wiener Philharmoniker“ zurückgehen.
Otto Nicolai wurde 1810 im ostpreussischen, heute russischen Königsberg (Kaliningrad), der Stadt Emmanuel Kants und E.T.A. Hoffmanns, geboren. Vor seinem gewalttätigen Vater floh er nach Berlin, wo sich Carl Friedrich Zelter (1758-1832) seiner annahm, der damals im Berliner Musikleben eine wichtige Rolle spielte.
1830 trat Nicolai erstmals als Komponist hervor – auch seine „Messe in D-Dur“, die 1832 im damals preussischen Posen (heute Poznań/Polen) uraufgeführt wurde. Nicolais bewegtes Leben führte ihn 1834 nach Rom und 1838 bis 1841 nach Turin. In Wien wirkte er seit 1841 als Opernkapellmeister. 1847 wurde er als „Königlich preussischer Musikdirektor“ nach Berlin berufen, wo er – noch nicht einmal 39-jährig – kurz vor der Uraufführung der „Lustigen Weiber von Windsor“ an Gehirnblutung starb.
Nicolai war Protestant, liebte aber die katholische Kirchenmusik. Seine Bemühungen, im katholischen Umfeld (Wien) längerfristige Anstellungen zu finden, waren nur zeitweise von Erfolg gekrönt. Dem Protestanten Otto Nicolai fehlte der katholische „Stallgeruch“, dagegen besticht seine Affinität zur italienischen Oper. Diese wunderschöne Messe bietet streckenweise ein ungewohntes Hörerlebnis, weil Nicolai Harmonien, Akkorde und Tonfolgen einsetzt, die in „klassischen“ Messen nicht üblich waren. Sehr eindrucksvoll ist es, wenn Solisten und Chor passagenweise parallel, also achtstimmig, singen. – Ende 1844 unterzog Nicolai seine „Messe in D-Dur“ einer weitreichenden Überarbeitung, die 1845 in Wien uraufgeführt wurde. Diese Wiener Fassung kommt Ostern in der Küsnachter Pfarrkirche zu Gehör.
Solisten: Marion Amman, Sopran; Barbara Schröder, Alt; David Munderloh, Tenor; Markus Oberholzer, Bass; Emanuele Jannibelli, Orgel.
Unter Leitung von Kantor Andreas Gut musizieren die Kantorei St. Georg und Orchester.
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